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  Vereinssport
Hartmut Seebach
Vom chinesischen Denker Konfuzius stammt die bedenkenswerte Strategie, wenn er mal an die Macht kommen sollte, würde er als Erstes die Begriffe klären. Ähnliches geschieht auch bei unserem Besuch beim Nikolausberger SC und dessen Vorsitzendem Hartmut Seebach. Der outet sich früh als Verfechter des positi- ven Denkens. Das heißt, dass er bestimmte Begriffe nicht mag. Ganz besonders das
Wort Probleme: »Ich habe keine Probleme, ich habe Herausforderungen«. Und um die soll es gehen.
Denn mit Herausforderungen der unterschiedlichsten Art sehen sich heute Sportvereine kon- frontiert, vor allem Dorfvereine. Der demographische Wan- del lässt Jugendabteilungen ausdünnen, mancher Verein kriegt gar keine Fußballteams mehr zusammen und bildet mit Nachbardörfern Spielgemeinschaften. Die Schule bin- det Kinder und Jugendliche bis weit in den Nachmittag, manche kommen spät nach Hause und haben wenig Nei- gung, dann noch zu irgendeinem Training zu gehen. Verän- dert hat sich generell das Freizeitverhalten: Die Bereit- schaft, sich an einen Verein (und an eine Sportart) zu binden und sich zuverlässig zu engagieren, nimmt ab. Das geht ein- her mit dem sogenannten Strukturwandel der Dörfer und der generellen Zersplitterung der Gesellschaft.
Aus diesen Veränderungen resultieren dann konkrete Her- ausforderungen. Hartmut Seebach, seit 1992 Vereins- und seit zwanzig Jahren Vorstandsmitglied, will allerdings von all dem nicht viel hören – nicht, weil er Negatives verdrängt, sondern weil es nicht weiterhilft, sondern Energien blo- ckiert. Freilich ist sein Verein auch nicht so stark betroffen. Nikolausberg ist ja kein Dorf mehr, sondern ein Stadtteil mit rund 3.700 Einwohnern, der dank seiner Lage in attraktiver Landschaft und Nähe zu Uni- und Max-Planck-Instituten boomt – gerade wird ein Neubaugebiet geplant bzw. disku- tiert. Bevölkerungszuwachs heißt natürlich auch potentiel- ler Zuwachs an Vereinsmitgliedern. Deren Zahl ist weitge- hend konstant. 2001, zu den Hochzeiten, verbuchte der 1947 gegründete NSC 938 Mitglieder, jetzt sind es rund 800. Klas- sisch ist das Angebot: Die meisten Aktiven betreiben Gym- nastik, der Fußball als Klassiker folgt, dann Kinderturnen und Tischtennis, Tennis, Handball, Badminton und Wandern. Im Mittelpunkt der Vereinsaktivitäten steht der Brei- tensport, das ist Konsens. In all diesen Merkmalen ist der Verein repräsentativ.
 Kein Problem
Beispiel Nikolausberger SC: Vereinsleben in Zeiten der Herausforderungen


























































































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