Page 25 - Freizeitarena Heft 57
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    Doch ganz so idyllisch ist die Angelegenheit
freilich nicht. So gibt es in Waake abgese-
hen vom Brothof nur noch einen weiteren landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb,
der dörfliche Strukturwandel macht trotz Umgehungsstraße keinen Bogen um Waake.
Einfach waren die Umstände aber auch früher nicht, 1986, als Hannes von Grafenstein-Lohrberg und seine Frau mit Margot und den besagten 6 ha anfingen. Den Banken Kredite abzuluchsen war eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe wie die, im Dorf akzeptiert zu werden: Sie stammte aus Hannover, er sogar aus der Oberpfalz – Zugereiste! Und dann betrieben sie auch noch Biolandwirtschaft!
Mittlerweile hat sich das geändert: Im Dorf ist man angekommen, und Bio ist schon lange nicht mehr exotisch. Schon 1991 machten die Lohrbergs auf dem Hofgelände einen Laden auf, 2007 folgte der Umzug in die ehemalige Sparkasse. Auf dem Hof hatte man begonnen, Brot zu backen, was ihm auch den Namen gab. Es folgten der Getreideanbau und die Viehwirt- schaft mit derzeit ca. 50 Rindern. Außerhalb Waakes stehen die Angus-Rinder auf der Weide, dazu gibt es drei Hühner-Mobile. Wenn es so weit ist, werden die Tiere in Bodensee oder Katlenburg geschlachtet und überwiegend als Wurst oder Fleisch in Waake im Brothofladen vermarktet. Kurze Wege und Schlacht- betriebe, in denen nur wenige Tiere verarbeitet wer- den – nicht nur in Zeiten, in denen die industrielle Tierhaltung- und verarbeitung wieder mal ins Gerede gekommen ist, sollte das Vorbild sein, nicht nur weil Tiere, denen es zu Lebzeiten gutging, besseres Fleisch liefern. Und gut geht es den Tieren auf dem Brothof. Die Schweine dösen entspannt in der Sonne, werden aber sehr munter, als man sich ihrem Domizil nähert. Viel Platz haben sie und können dort so richtig schweinemäßig leben. Nebenan werden Tomaten, Gurken und Paprika angebaut, um schließlich nur ein paar Schritte weiter im Laden verkauft zu werden. Der weist ein komplettes Sortiment auf, inklusive Wein und Seife. Alles, was nicht direkt vom Hof stammt, wird in der Region dazugekauft: zum Beispiel Joghurt aus Diemarden und Bodensee, Käse aus Lan-
dolfshausen, zusätzlich liefert der Bio-Großhändler Naturkost Elkershausen weitere Lebensmittel. Vom eigenen Hof stammen auch Kartoffeln, die sich eines so guten Rufes erfreuen, dass Kunden eigens aus dem Harz anreisen, um sie zu kaufen, oder aus Göt- tingen, wo man die Brothof-Erzeugnisse aber auch auf dem Wochenmarkt bekommt, wo der Hof einen eigenen Stand betreibt.
Der Waaker Hofladen ist nicht der einzige seiner Art in der Region, es gibt ein ganzes Netz von Händlern und Produzenten. Man kennt ein- ander und kooperiert: Unter dem Dach des Landkrei- ses, dessen Engagement Cornelia Lohrberg rühmt, firmiert eine Dorfladen-Initiative. Das ist nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig – denn die Dorflä- den haben es schwer. Zwar werden in vielen Dörfern aus engagierter Bewohnerschaft neue Läden gegrün- det, aber nicht alles können sich halten. Zwar kaufen immer mehr Menschen nachhaltig produzierte Lebensmittel, die aus der Umgebung stammen, die meisten versorgen sich aber immer noch über den nächstgelegenen Supermarkt. Zwar gibt es gerade unter der Jugend viele an ökologischer Landwirt- schaft Interessierte, Nachfolger für Höfe, die von den Inhabern aus Altersgründen aufgegeben werden müssen, sind aber dennoch nur schwer zu finden. Zwar nimmt allerorten die Sensibilität gegenüber den Arbeitsbedingungen in den landwirtschaftlichen Großbetrieben zu, dennoch sterben immer
mehr kleine Höfe. Trotzdem: Die Idylle
im Zentrum von Waake ist kein pitto-
reskes Hochglanzbild. Sie existiert
und wird gelebt, weil hier mit Herzblut
Qualität erzeugt wird und weil es viele
Menschen gibt, die das zu schätzen
wissen. t.s.
u groß ist in Göttingen
und Umgebung die Zahl
Nebenan werden Tomaten, Gurken und Paprika angebaut, um ein paar Schritte weiter im Laden verkauft zu werden.
INFO Brothofladen Waake
Hacketalstraße 1 37136 Waake
Tel.: 05507-9644580 brothofladen@web.de
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 8.30 bis 18 Uhr, samstags bis 13 Uhr
Z
der ökologisch arbeitenden Höfe und der Hofläden, die regionale Produkte anbieten, um sie hier vorzustellen, und zu vielfältig und hochwertig das Angebot, um eine Aus- wahl zu treffen. Einen Über- blick bietet die Website www.land-direkt.de.
(Alle Angaben ohne Gewähr)
  land-direkt.de
  






































































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