Page 27 - Freizeitarena
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Ebenfalls unerlässlich wie der Korb: ein scharfes Messer. Die Pilze sollten nicht ausgerissen werden, da die wertvollen Wurzeln im Boden bleiben sollen, für die Ernte im nächsten Jahr.
Fricke-Bode erklärt, was die Pilze auszeichnet, woran man sie erkennen kann. Zu glauben, im Rahmen dieser Waldgänge, die im Herbst an jedem Wochenende und mit bis zu 30 Teilnehmen- den stattfinden, lerne man flugs die Welt der Pilze kennen und sei qualifiziert, giftige von harmlosen zu unterscheiden, ist frei- lich naiv. Bei jeder Wanderung, so Fricke-Bode, lernt man maxi- mal einen Speisepilz so gut kennen, dass man ihn beim nächs- ten Mal wieder identifizieren kann. Auch deshalb sind viele ihrer Kunden Stammgäste. Bis man selbst ohne Bedenken drauflos- sammeln kann, ist es ein langer Weg, auch von eigenmächtigen Touren mit einem Bestimmungsbuch in der Hand rät sie drin- gend ab – zu ähnlich sind sich manche Pilze, und es ist nicht nur das oft täuschende Aussehen der sogenannten Doppelgänger- pilze, das den Laien zu fatalen Fehlschlüssen verführt. Die Jah- reszeit, der Ort, an dem man einen Pilz findet, sind z.B. Indizien dafür, mit was für einem Pilz man es zu tun hat.
Wie gravierend die Folgen eines Fehlgriffs sein können, weiß Fricke-Bode aus erster Hand. Sie ist Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie und der Mobilen Pilz- schule und berät das Giftinformationszentrum Nord. In der Hauptsaison wird sie durchschnittlich drei- bis viermal in der Woche zur Expertise gebeten, manchmal reichen Ferndiagno- sen anhand eines Fotos, manchmal muss sie aber auch die Res- te dessen in Augenschein nehmen, was von einer Pilzmahlzeit übriggeblieben ist, die zu Magen- oder Darmbeschwerden geführt hat. Wer auf eigene Faust Pilze gesammelt hat und sich der Genießbarkeit seiner Funde nicht sicher ist, kann die Pilz- sprechstunde von Gudrun Fricke-Bode in ihrem Zuhause in Dransfeld aufsuchen und die Pilze begutachten lassen.
Essbar? Ist die Nase ein zuverlässiges Hilfsmittel?
Seit fast einem Jahrzehnt widmet sie ihr Leben den Pil- zen, vor allem in Form immer neuer Fort- und Weiter- bildungen. Das Thema ist uferlos und wird offensichtlich immer faszinierender, je intensiver man sich damit
beschäftigt. Abgesehen vom wunderbar modrigen Geruch und dem feinen Geschmack der rund 100 essbaren Arten faszinie- ren ihre Vielfalt, die Schönheit ihrer jeweiligen Struktur und die unverzichtbare Funktion im Ökosystem des Waldes, das nur funktioniert, weil Pilze das alte Holz zersetzen, aus dem sie auf wunderbare Weise herauswachsen. Und von besonderem Reiz ist last but not least die eigentümliche Poesie der Pilznamen ... Nach zwei Stunden sind wir wieder am Parkplatz angekommen. Heute sind lediglich ein paar wenige Speisepilze im Korb gelan- det, die am Abend in der Pfanne brutzeln. Doch was wir an Ein- drücken und ersten Einblicken in die Welt der Pilze mitgenom- men haben, ist viel gewichtiger. t.s.
Gudrun Fricke-Bode
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entdeckungen 27
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Tel. 0160-8154361 mail@pilztreff.de www.pilztreff.de
Gudrun Fricke-Bodes Pilzlehrwanderungen kosten 15 Euro pro Person und werden auch für feste Gruppen angeboten (Familienfeiern, Betriebsausflüge, Schulklassen etc.).
(Alle Angaben ohne Gewähr)


































































































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