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Denn genau darin, in der Abwesenheit von Monotonie, besteht der Reiz des Langstreckenschwimmens. Das sagt zumindest Stephanie Meinig vom ASC Göttin- gen, die über Vergleichsmöglichkeiten verfügt, hat
sie doch so ziemlich alles ausprobiert: von der Kurz- bis zur Langstrecke, vom Becken- bis zum Freiwasserschwimmen, und deshalb helfen kann, erst einmal die Begriffe zu klären.
Unter Langstreckenschwimmen versteht man im Becken Distanzen von 800 m Brust-, Rücken- und Delphinschwim- men bis zu 1500 m Freistil, beim Freiwasserschwimmen, also Wettbewerben, die in Flüssen und Seen stattfinden, sind es Strecken von 2,5 bis 25 Kilometern. Es sind Disziplinen, die vom DSV organisiert sind und wettbewerbsmäßig nach festen Regeln stattfinden. Zu denen gehören Untergrenzen der Wassertemperatur (16°), ein Mindestalter von acht Jah- ren im Becken sowie 12 Jahren im Freiwasser und die Regel, stets in Badezeug zu schwimmen und auf Neopren zu ver- zichten. In dieser Ausrichtung finden entsprechende Rennen als Schwimmmarathon über 10 km seit 2008 bei Olympi- schen Spielen statt. Dass deutsche Schwimmer seit Jahren international erfolgreich sind, allen voran Thomas Lurz, Angela Maurer, Britta Kamrau und Peggy Büchse, ist ein Grund dafür, dass immer mehr Aktive den Verlockungen des Langstreckenschwimmens erliegen. Beim ASC sind es der- zeit rund ein Dutzend Aktive, berichtet Daniel Koke, der dort hauptberuflich den Fachbereich Schwimmen leitet und die
Birte Kressdorf
Langstreckenschwimmerinnen und -schwimmer trainiert. Koke, der seinerseits aktiv und erfolgreich war, beobachtet einen Trend, der vermutlich auch mit dem Boom des Triath- lon zusammenhängt und eine große Bereitschaft der Aktiven offenbart, sich zu quälen.
Die hat auch Stephanie Meinig, wobei sie nicht den Eindruck vermittelt, dass ihr Sport in Schinderei ausartet. Rund sechs Trainingseinheiten à 1,5 Stunden mit einer Trainingsstrecke von 25 bis 30 km pro Woche investiert die 26-Jährige im Som- mer in ihren Sport. Die drohende Monotonie des Trainings verhindere Koke durch vielfältige methodische Auflockerun- gen des Trainings, das im Übrigen nicht nur aus dem Abspu- len von Kilometern im Wasser besteht, sondern auch Joggen und Übungen zum Muskelaufbau umfasst. Und schließlich locken die Wettkämpfe, die alles andere als langweilig sind. Das beginnt mit dem Massenstart, bei dem es nicht nur dar- um geht, sich zu behaupten und gut wegzukommen, sondern sich bald an Mitschwimmer zu halten, mit denen man das Rennen gemeinsam in Angriff nimmt, sich bei der Führungs- arbeit abwechselt und gegenseitig pusht. Das Taktieren, Beobachten der Konkurrenz und Einschätzen der eigenen Kraftreserven gehört zu den Faktoren, die laut Koke und Meinig den Reiz des Freistreckenschwimmens ausmachen. Dazu kommt die Herausforderungen der natürlichen Umge- bung: Wind, Wellengang, Wassertemperatur, der Umstand, dass man den Boden des Gewässers nicht sehen kann.


































































































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